Cranberry
Die in Nordamerika beheimateten Cranberries (Cranbeeren, großfruchtige Moosbeeren) werden besonders aufgrund der in ihnen enthaltenen Proanthocyanidine geschätzt.
Proanthocyanidine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die im menschlichen Körper vielfältige Funktionen übernehmen können. Insgesamt enthält die Cranberry über 200 aktive Stoffe, die in konzentrierter Form als Pulver zur Zubereitung eines Getränks oder als Kapseln erhältlich sind.
Aus der Geschichte der Cranberry-Frucht
Nachdem die ersten englischen Siedler im Jahr 1620 in Neuengland gelandet waren, übernahmen sie von den dort siedelnden Indianerstämmen auch deren Erfahrungen über Nährwert und Heilkraft der Cranberry. Die amerikanischen Ureinwohner nutzten die Cranberry zur Wundheilung und verwendeten den Cranberry-Farbstoff zur Dekoration von Kleidungsstoffen und Decken. Schon beim ersten Thanksgiving Day 1621 bereicherten die roten Beeren das Truthahn-Festmahl der Pilgrim Fathers und sind seither ein unverzichtbarer Bestandteil des amerikanischen Erntedankfestes. Schon damals tauften die Pilgerväter die Beerenpflanze auf den Namen „Crane Berry“ (Kranichbeere), da sich ihre Blüten im Wind wie der Kopf eines Kranichs zu bewegen schienen. In der Folgezeit wurden die positiven Eigenschaften der Cranberries allseits erkannt: Seefahrer beugten auf langen Walfangreisen mit dem Verzehr der vitaminreichen Cranberries der Skorbut-Krankheit vor.
Die Cranberry-Pflanze
Die robuste und winterfeste Cranberry-Pflanze (Vaccinium macrocarpon) gehört zu den Heidekrautgewächsen und ist eine enge Verwandte der Preiselbeere, wenngleich Cranberries die fünf- bis zehnfache Größe erreichen. Eine ausgewachsene Cranberry-Pflanze kann bis zu einhundert Beeren tragen, die – wenn sie nicht abgeerntet werden – eine dekorative Wirkung bis in den nachfolgenden Frühling haben. Im Inneren einer Cranberry-Frucht befinden sich neben dem weißlichen, festen Fruchtfleisch vier kleine, mit Luft gefüllte Kammern, in denen sich die Samen befinden.
170 Unterarten des Cranberry-Zwergstrauches, von denen etwa ein Dutzend kommerziell genutzt werden, sind in der Region zwischen der am Atlantik gelegenen kanadischen Provinz New Brunswick sowie Neufundland im Norden und den US-amerikanischen Bundesstaaten Tennessee, Virginia und North Carolina im Süden heimisch. Außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes wurde die Cranberry an der US-amerikanischen Pazifikküste in Kalifornien und Oregon und in der westlichen kanadischen Provinz British Columbia, aber auch in Deutschland, in den Niederlanden und in Großbritannien angesiedelt. Mit einhundert Hektar Anbaufläche ist jedoch Lettland größter europäischer Cranberry-Produzent.
Die Cranberry als Nutz- und Zierpflanze
Aber auch als Zierpflanze wird die immergrüne Cranberry, die mit lederartigen, ein bis zwei Zentimetern langen und spitz zulaufenden Blättern ausgestattet ist, wegen ihrer vornehmlich zwischen Juni und Juli rosafarben blühenden Blüten und ihrer leuchtenden Beeren geschätzt. Die ausgedehnten Felder, auf denen die kleinen Cranberry-Sträucher im Norden der USA angebaut werden, verwandeln sich im Frühsommer in ein Blütenmeer. Als rasch wachsender Bodendecker fühlt sich die Pflanze an Böschungen und Teichufern, aber auch in Beeten, Heide- und Steingärten sowie in Pflanzgefäßen und Balkonkästen wohl. Die fadenförmig auf dem Boden weiterkriechenden Zweige der Cranberry wachsen jedes Jahr um bis zu einem Meter.
Der Anbau der Cranberries
Cranberries stellen hohe Ansprüche an Boden und Klima, wenngleich sie mit einem geringen Nährstoffangebot auskommen. So gedeiht die Cranberry nur auf gut durchfeuchteten, sauren Torf- oder Hochmoorböden und verlangt nach einer den Boden bedeckenden Sandschicht. Ab Wuchshöhen zwischen zehn und zwanzig Zentimetern, die sie als dreijährige Pflanzen erreichen, beginnen die Cranberry-Sträucher erste Früchte anzusetzen. Im Alter von fünf Jahren entwickeln Cranberries ihre vollständige Ertragskraft.
Im Mai jeden Jahres beginnt die Ausbildung neuer Blätter an den bodennahen Reben der Cranberry. Nach der sechs- bis achtwöchigen Blütezeit, die ab Mitte Juni einsetzt, sind die kleinen grünlichen Knoten erkennbar, aus denen sich in einem zehn- bis dreizehnwöchigen Reifungsprozess die Cranberry-Beeren entwickeln. Die tiefrote Farbe der im September oder Oktober erntereifen Cranberries entsteht während der zunehmend niedrigen Herbsttemperaturen. Im November schließlich verfärben sich auch die Blätter der Cranberry dunkelrot.
Die Ernte der Cranberries
Die Cranberry-Bauern wenden zwei verschiedene Ernteverfahren an. Ein kleinerer Teil der Beerenernte erfolgt im Trockenverfahren durch an Mähdrescher erinnernde Maschinen, die die Cranberries mit ihren mit beweglichen Metallzähnen versehenen Rechen vorsichtig von den Stielen pflücken und in einem hinter der Maschine befindlichen Leinensack deponieren.
Die trocken geernteten Beeren gelangen nach Handverlesung als Frischfrüchte in den Handel.
Aufwändiger ist die Nassernte, mit der die Cranberries überwiegend geerntet werden.
Durch Überflutung der Felder bis zu einer Höhe von 45 Zentimetern werden die Cranberries durch die entstehenden Wasserstrudel von den Pflanzen gelöst. Wegen ihrer Luftkammern schwimmen die Früchte an der Wasseroberfläche und werden dann manuell mit Rechen abgefischt.
Anschließend erfolgt die Verarbeitung der nass geernteten Cranberries zu Soßen, Gelee, Saft oder Pulver.
Cranberries in der amerikanischen und internationalen Küche
Die zahlreichen Inhaltsstoffe der Cranberry unterstützen eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Frische und getrocknete Cranberries werden in der amerikanischen Küche vielfältig verwendet. In rohem Zustand schmecken Cranberries zwar recht sauer und leicht bitter.
In getrocknetem Zustand oder unter Zuckerbeigabe zu einer Soße verkocht, erweisen sich Cranberries jedoch als ausgesprochen schmackhaft. Cranberry-Soßen passen zu Fleischgerichten und gebackenem Käse sowie zu Quark- und Süßspeisen. Auch als Zutaten zu Salaten und Gebäck sowie in Marmeladen und Cranberry-Nektar oder Fruchtsäften bewähren sich die roten Früchte. Das Aroma einer Cranberry-Soße ergänzt sich perfekt mit dem herben Geschmack von Orangen-, Zitronen- und Himbeereis. Getrocknete Cranberries haben ihre Säure größtenteils verloren und ähneln dem Geschmack süßer Rosinen. Daher ist die Cranberry-Frucht auch als Müsli-Beimischung oder einfach zum Naschen geeignet.